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Erste politische Überlegungen zur generativen Künstlichen Intelligenz (KI)

Generative Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und bietet transformative Potenziale in verschiedenen Sektoren wie Bildung, Unterhaltung, Gesundheitswesen und wissenschaftlicher Forschung.

Diese Technologien sind jedoch auch mit erheblichen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen verbunden, die von den politischen Entscheidungsträgern angegangen werden müssen. Der Bericht „Initial Policy Considerations for Generative Artificial Intelligence“, veröffentlicht von der OECD im September 2023, beleuchtet diese Herausforderungen und bietet wichtige Überlegungen für die Gestaltung zukünftiger politischer Rahmenbedingungen.

Was ist Generative KI?

Generative KI bezieht sich auf Systeme, die in der Lage sind, neue Inhalte zu erstellen – seien es Texte, Bilder, Audio oder Video – basierend auf ihren Trainingsdaten und den Eingaben, die sie erhalten. Zu den bekanntesten Beispielen gehören Sprachmodelle wie GPT-4 und Bildgeneratoren wie DALL-E. Diese Technologien haben die Fähigkeit, Inhalte zu produzieren, die von menschlichen Kreationen kaum zu unterscheiden sind, und finden bereits Anwendung in vielen Bereichen.

Politische Herausforderungen und Risiken

  1. Arbeitsmarkt und Bildung: Generative KI könnte zu erheblichen Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Während einige Aufgaben automatisiert werden, könnten neue Aufgaben und Berufe entstehen. Dies erfordert eine Anpassung der Bildungs- und Weiterbildungsprogramme, um sicherzustellen, dass die Arbeitskräfte über die notwendigen Fähigkeiten verfügen.
  2. Urheberrechte und geistiges Eigentum: Ein großes Problem stellt die Nutzung urheberrechtlich geschützter Daten für das Training von KI-Modellen dar. Die rechtliche Lage in Bezug auf die Verwendung solcher Daten ohne Genehmigung der Rechteinhaber ist noch unklar und wird in verschiedenen Ländern unterschiedlich gehandhabt. Dies wirft Fragen nach dem Schutz von geistigem Eigentum und den Rechten von Urhebern auf.
  3. Bias und Diskriminierung: Generative KI-Systeme können bestehende gesellschaftliche Vorurteile und Diskriminierungen verstärken, indem sie die in ihren Trainingsdaten enthaltenen Biases replizieren. Dies kann zur Marginalisierung bestimmter Gruppen führen und erfordert Maßnahmen zur Verbesserung der Datenauswahl und Modellüberprüfung.
  4. Desinformation und Manipulation: Generative KI kann zur Erstellung von Desinformationen und manipulierten Inhalten genutzt werden, die schwer von echten Inhalten zu unterscheiden sind. Dies stellt eine Bedrohung für die öffentliche Meinung und die demokratische Entscheidungsfindung dar. Maßnahmen zur Erkennung und Bekämpfung solcher Inhalte sind daher unerlässlich.

Zukünftige Entwicklungen und politische Maßnahmen

Die OECD prognostiziert, dass der Markt für generative KI weiterhin rapide wachsen wird, mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen. Gleichzeitig müssen politische Maßnahmen entwickelt werden, um die Risiken zu mindern und die Vorteile zu maximieren. Dies umfasst:

  • Regulierung und Governance: Internationale Zusammenarbeit und die Entwicklung gemeinsamer Standards sind entscheidend, um die Nutzung generativer KI zu steuern und ihre Auswirkungen zu überwachen.
  • Forschung und Innovation: Die Förderung von Forschung zur Verbesserung der Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Systemen ist notwendig. Dies schließt auch die Entwicklung von Technologien ein, die helfen, KI-generierte Inhalte zu erkennen und zu kennzeichnen.
  • Bildung und Sensibilisierung: Es ist wichtig, das Bewusstsein für die Möglichkeiten und Risiken generativer KI zu schärfen und die Gesellschaft auf die Veränderungen vorzubereiten, die diese Technologien mit sich bringen.

Fazit

Generative Künstliche Intelligenz birgt ein enormes Potenzial, unsere Gesellschaft zu transformieren, aber auch erhebliche Herausforderungen. Der OECD-Bericht bietet wertvolle Einblicke und erste Überlegungen, die als Grundlage für die Entwicklung zukünftiger politischer Rahmenbedingungen dienen können. Es liegt an den politischen Entscheidungsträgern, diese Technologien verantwortungsvoll zu steuern und ihre Vorteile für die Gesellschaft zu maximieren, während sie gleichzeitig die Risiken minimieren.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT-Recht & Strafrecht)

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Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT-Recht & Strafrecht)

Ich beschäftige mich intensiv im technologischen Bereich mit Fragen der Softwareentwicklung, KI und Robotik - nicht nur als Jurist, sondern eben auch selbst als Entwickler. In diesem Blog teile ich Inhalte vor allem rund um Robotik bzw. Roboterrecht und ergänzend zum Thema KI. Von mir werden Unternehmen im gesamten IT-Recht beraten und vertreten.